Sehr geehrter Herr Präsident Dr. Robert Mtonga, lieber Herr Dr. Helmut Lohrer, liebe Gäste des internationalen IPPNW Kongresses Zielscheibe Mensch (Human Target).
Als Oberbürgermeister der Baden-Württemberg-Stadt Villingen-Schwenningen und als Mitglied der Bürgermeister für den Frieden heiße ich Sie ganz herzlich heute abend hier willkommen. I wish you all a warm welcome. Ich freue mich außerordentlich, dass Sie sich entschieden haben, Ihren internationalen Kongress hier im Südwesten Deutschlands am Rande des Schwarzwaldes durchzuführen. Die Bürger unserer Stadt aber auch ich ganz persönlich sind stolz darauf, dass Sie unsere Stadt für Ihren Kongress ausgewählt haben, und wir fühlen uns durch Ihre Anwesenheit sehr geehrt. Ich hoffe und wünsche Ihnen, dass Sie sich in den kommenden Tagen bei uns sehr wohl fühlen. Wenn Sie können und wollen sehen sie sich ein wenig in unserer Stadt um.
Die beiden ehemaligen eigenständigen Städte Villingen und Schwenningen sind bereits 1200 Jahre alt. Im Zuge einer Verwaltungsreform schlossen sie sich 1972 zusammen. Unsere Stadt hat rund 81.000 Einwohner und fungiert als Zentrum der Region mit Hochschulen und zahlreichen Verwaltungseinrichtungen. Die Stadt hat eine lange und reiche Industriegeschichte. Bis in die 80iger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde diese geprägt durch die Unterhaltungselektronik und die Uhrenindustrie. In den 50iger und 60iger Jahren wurden in unserer Stadt weltweit die die meisten Uhren produziert.
Heute arbeiten die Unternehmen unserer Stadt im Bereich der Feinwerktechnik, der Microsystemtechnik, der Elektronik und sind als Zulieferer des Maschinenbaus, der Automobilindustrie und der Medizintechnik tätig. Die Arbeitslosigkeit in unserer Stadt liegt mit unter 4 Prozent quasi im Bereich der Vollbeschäftigung.
Sie können diesen wenigen Informationen also entnehmen, den Menschen in unserer Stadt geht es sehr gut, und sicherlich wären nicht wenige von ihnen froh sie könnten in derart konsolidierten Verhältnissen leben wie die Menschen in unserer Stadt.
Aber nicht alles ist heil in dieser heilen Welt. Sie wissen und sind hier zusammengekommen, um darauf aufmerksam zu machen. Denn in unserer Region werden auch Produkte entwickelt und von hier aus werden Sie auch vertrieben, die an vielen anderen Stellen in unserer Welt schwerwiegende Folgen für das friedliche Zusammenleben der Menschen haben. Nicht nur das, Kleinwaffen, die auch von hier aus in alle Welt geliefert werden, töten Menschen, zerstören Gesundheit führen auch in dieser Stunde zu großem Unheil. Morgen früh werden Sie über diese Auswirkungen diskutieren.
Doch ich gehe davon aus, die Menschen, die hier und an vielen anderen Stellen in Unternehmen zur Herstellung dieser mörderischen Instrumente arbeiten beabsichtigen nicht mit ihrem Tun zur Entstehung von so viel Leid beizutragen. Sie arbeiten für Ihre Familien, sie sind friedliche Mitbürger, sie engagieren sich für ihre sozialen Gruppen wie viele andere auch. Sicher sie kennen das Dilemma in dem sie stecken, aber, da sie es nicht so leicht lösen können blenden sie es aus. Es ist fatal, aber ein Stück weit trägt dieses Tun auch dazu bei, dass Sie, dass wir heute hier unter guten allgemeinen Rahmenbedingungen diese Veranstaltung durchführen können.
Deshalb ist es Ziel dieses Kongresses, beide Seiten zusammenzuführen. Der englische Titel unseres Kongresses human target kann mehr bedeuten, er kann auch und sollte unbedingt den Menschen ganzheitlich, also seine Interessen und Bedürfnisse als Ziel definieren und damit Maßnahmen in den Mittelpunkt rücken, die der Erreichung dieses Zieles dienen. Ein erster wichtiger Schritt dazu geschieht, wenn wir uns alle des bestehenden Dilemmas bewusst werden, natürlich indem wir einerseits die Not anschauen und an uns heranlassen, die durch Kleinwaffen, ihren Export und ihre weltweite Proliferation entsteht. Dann ist es aber auch wichtig, dass wir uns hier aktiv für eine Veränderung einzusetzen, und die beginnt bei der Entwicklung und Herstellung der mörderischen Produkte. Neben den Forderungen nach Einschränkungen oder dem Verbot des Exports von Kleinwaffen könnte, ja müsste es meines Erachtens darum gehen, die Entwicklung von Alternativen gezielt zu fördern. Erfahrungsgemäß sind es ökonomische auf nachhaltige selbsttragende Prozesse angelegte Anreize, die hier Wirkung entfalten könnten. Es reicht nicht aus, nur an Unternehmen zu appellieren Konversionsprozesse in Gang zu setzen. Eine Forderung dieses Kongresses könnte es ja beispielsweise auch sein, neben der Sanktionierung des Exports, also einer für ein Unternehmen negativen ökonomischen Einflussnahme die Entwicklung von Konversion aktiv also positiv öffentlich zu fördern. Es reicht nicht aus nur am Ende der Herstellungskette anzusetzen. Vielmehr könnte und sollte es unser Ziel sein, gezielt eine Konversion der Produktion anzuregen.
Dazu ist es vielleicht interessant, sich gerade in unserer Region ein wenig umzuschauen. Denn so wie die Produktion der Uhrenindustrie hier inzwischen verschwunden ist, die fachliche Kompetenz aber in andere Bereiche gewandert ist, so könnte ein solcher Prozess auch in der Produktion von Kleinwaffen initiiert werden.
Als Mitglied des deutschen Präsidiums von Pax Christi war ich Anfang der neunziger Jahre intensiv an Ausarbeitung von Konzepten zur Konversion der Nato in zivile Kooperationsformen nach dem Ende des Kalten Krieges beteiligt. Leider wurde diese historische Chance damals nicht genutzt. Dennoch gibt es nicht nur aus dieser Zeit umfassende Erfahrungen, wie umfassende Konversionsprozesse initiiert und erfolgreich umgesetzt werden können.
Ihr Kongress kann dazu einige wichtige Impulse setzen. Dass dies gelingt wünsche ich Ihnen. Ich heiße Sie nochmals von ganzem Herzen willkommen und wünsche diesem Kongress einen erfolgreichen Verlauf.
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